Vorrede.
X
§8ieles, ja das Meiste und Beste, was für Seyn und Leben des
Menschen sich fruchtbar bewähret, soll nicht gegeben, sondern durch ei-
gene Kraft und Besonnenheit gefunden werden; davon, daß es selbst
gefunden werde, hänget sein Werth und die Sicherstellung seiner Wür-
digkeit und Wirksamkeit ab. Dieß ist unbedenklich auch in Ansehung
des Endertrages der Beschäftigung mit Geschichte anzunehmen und bey
Abfassung eines Lehrbuches derselben vorzüglich zu beachten; dieser Ge-
sichtspunct bestimmet die Methode des Vortrages der Geschichte für er-
wachsenere und mit erforderlichen Vorkenntnissen ausgestattete Jugend.
Dem Gedächtnisse läßt sich durch bequeme und genügende Mittel zu
Hülse kommen, und das mag frühzeitig geschehen; der Stoff muß auf
mannigfaltige Weise mitgetheilt und fortwährend vermehrt werden,
und das mag durch Lesen oder Hören, unmittelbare oder beyläufige
Bereicherung erlangt werden. Was aus der Geschichte, in der noch
Niemand ausgelernt hat, für Geist und Gemüth gewonnen werden
soll, erfordert Methode und Vesthaltung eines, formale Menschenver-
edelung erstrebenden Grundsatzes.
Hieraus erklären sich die Gründe, welche den^Verfasser des vor-
liegenden Lehrbuches zur Bekanntmachung desselben bestimmen konnten;
Verständige werden seine Unzufriedenheit mit dem früher erschienenen
„Grundrisse der Geschichte, Marburg 1806" leicht begreifen, und das
Ziel, was ihm vor Augen stand, nicht verkennen. Einiges aus dem
älteren Buche ist benutzt und wörtlich beybehalten worden; das Meiste
hat in der Anordnung und Darstellung wesentliche Veränderungen er-
fahren.
Ein solches Lehrbuch ist bestimmt, dem Studirenden bey der
Vorbereitung und Wiederholung Dienste zu leisten, und dem
Lehrer zu angemessenen Erörterungen Veranlassung zu geben; diese
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Zur fünfte» Ausgabe
Bey abermaliger Durchsicht ist vieles oft in Ausdrücken und Bey-
wörtern verändert, berichtigt, hinzugefügt, auch manches, was entbehr-
lich zu seyn schien, weggelaffen worden. Die, auf strenge Auswahl be-
schränkte Litteratur hat mehre Ermäßigungen und Nachträge erhalten;
sollten vielleicht einige neuere Schriften vermißt werden, so mag wohl
eine und die andere übersehen worden seyn; aber größeren Theils ist
die Nichterwähnung absichtlich, da die Anführung in der Regel als
Empfehlung gelten soll. Manche neuere Erscheinungen in der Geschicht-
Litteratur werden durch Vernachläßigung der Forschung und Kunstge-
stalt, oder, was schlimmer ist, durch zudringliche Betrachtungen und
Deuteleyen beschränkter Selbstsucht oder durch blendende dialektische
Trugspiele vornehmer Dünkelhaftigkeit bemerklich und sind nicht ge-
eignet, unter den Bildungmitteln der, an vorlaute Führer leicht sich
allzu gutmüthig anschließenden Jugend genannt zu werden.
Breslau, im Febr. 1828.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg]]
Zur sechsten Ausgabe.
Bey anhaltender, nur von Zeit zu Zeit gemilderter, geistige Thä-
tigkeit immer erschwerender Kränklichkeit, konnte für Vervollkomm-
nung dieses Lehrbuches weniger geleistet werden, als vielleicht zu er-
warten gewesen wäre. Die meisten Abänderungen beschränken sich auf
Sichtung der litterärischen Notizen; diese war, was ich mit freudiger
Dankbarkeit anerkenne, durch Reichthum der in den letzten Jahrze-
henden erschienenen guten, zum Theil vortrefflichen historischen Bücher
und Abhandlungen sehr erschwert und ich verwahre mich auf das feier-
lichste gegen den Vorwurf oder Verdacht, daß manches Treffliche ab-
sichtlich verschwiegen worden sey, da die früher angeführten Gründe
für Weglassung mancher, mißbräuchlich als historische geltend gemach-
ter Erzeugnisse hier durchaus keine Anwendung erleiden. Die beyge-
bcachten litterärischen Notizen sind nur als freywillige und der vor-
züglichen Bestimmung, eine angemessene Ueberficht zu verschaffen, un-
tergeordnete Beyträge zu betrachten. Einer gleichen Entschuldigung be-
dürfen die kargen Andeutungen über die neue und neueste Geschichte;
es kann und soll die Täuschung, daß das große Welt-Drama beendet
sey oder der Beendigung sich nähere, nicht geweckt oder begünstigt wer-
den; der veste Glaube an die fortschreitende reifere Entwickelung des
Menschengeschlechts, der fruchtbarste Ertrag geschichtlicher Studien
würde dadurch entstellt und seltsamen Mißverständnissen ausgesetzt
werden. Durch öffentliche dankbare Anerkennung der freundschaftlichen
Güte, mit welcher mein hochgeschätzter und geliebter Amtsgenosse, Hr.
Professor Dr. Stenzler sich der mühevollen Durchsicht der Correc-
tur-Bogen unterzogen hat, erfülle ich eine angenehme Pflicht.
Breslau, im März 1838.
Dr. Ludwig Wachler»
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Xx
immer langsam und unter theils beschrankenden, theils fordernden Bedingungen zu
reiferem Wachsthume, wahrend sie bey Millionen nur in zarten, dem verwöhnten
Auge kaum sichtbaren Keimen vorhanden sind; so bey den Naturmenschen in den
vom Beyspiel und von der Wirksamkeit der Sittigung unberührt gebliebenen Erd-
strichen und Eilanden; so bey vielen Negerstämmen in verjährter Vereinsamung;
so bey vielen Völkerschaften des Morgenlandes, deren bescheidene Bedürfnisse durch
Freygebigkeit des heimathlichen Bodens und durch Benutzung der Thierwelt befrie-
digt werden; was diesen entgegengebracht oder aufgenöthigt wird, weichet nach
kurzer Frist der Mächtigkeit des tiefgewurzelten Kreislaufes ihres Daseyns, bis sie,
in ihrem Innern aufgeregt und in Folge eines ihnen eigenthümlichen geistigen
Dranges selbst finden und vesthalten, was ihnen frommt und Noth thut.
,,Ueberall gehet die Entwickelung des gesellschaftlichen Zustandes von dem
durch Erfahrung und Selbstbetrachtung geläuterten sittlichen Naturtriebe aus; diese
Läuterung ist die Frucht des erwachenden Gefühles der Abhängigkeit von Mächten
außer dem Menschen, beginnt mit Beschränkung thierisch-roher Selbstsucht, mit
Entäußerung der nichts Verwandtes berücksichtigenden Vereinzelung, mit Demuth,
die ein Uebergewicht fremder Gewalt anerkennt, mit jener kindlichen Ahnung des
geheimnißvollen Erhabenen, welche nie in Begriff und dialektische Zergliederung
übergehet, sondern in der reiferen Ausbildung des Verstandesgebrauches ihren Un-
tergang findet, kurz mit dem Erwachen des, dem irdischen Dafeyn eine geistige Ge-
stalt und Richtung verleihenden re li giösen Gefüh ls. So offenbaret sich überall
in dem aus begreiflichen Ursachen gleichmäßig dunkeln Urzustände des Staatslebens
der, bey aller Armuth an genügenden Nachrichten unverkennbare Grundbestandtheil
desselben im religiösen Gehorsam; wir finden ihn mannigfach umkleidet, in wun-
dersame Sinnbilder und dichterische Ueberlieferungen gehüllt bey dem Zendvolke,
bey den Hindu, bey Aegyptern und Sinesen, in allen, immer räthselhaften, zum
Theile willkührlich gemißbrauchten, zum Theile verdächtigen Andeutungen über die
Nebelgestalten der Zeitalter, welche der bewahrheiteten Geschichte voraufgchen. In
dem üppig ausgestatteten Flußgebiete des Tigris und Euphrat tritt trotzige Na-
turkraft selbstsüchtiger Sinnlichkeit hervor und erhebet sich zu übermüthiger Will-
kühr, welche gesetzlosem Machtspiele Alles unterordnet; streitende Gegensätze werden
in das Leben eingeführt und fördern die reifere Gestaltung desselben; sie werden nicht
nur in den, die Assyrische Wölkerwelt treffenden frevelhaften Gewaltstreichen, sondern
auf ähnliche Weise in allen ursprünglich durch priesterliche Ueberlegenheit geordne-
ten gesellschaftlichen Vereinen sichtbar; irdische Roheit, sich selbst genügend, erfaßt
mit starker Hand die Gegenwart und schwachen Widerstand leistet die aus Erfah-
rungen der Umgebung und aus dem durch diese geübten Werstandesgebrauche der
Selbstliebe erwachsene geistige Sehnsucht nach selbstständigem Lebensgenüsse. Unter
den Phönikiern wird mit Kunst und Gewerbfleiß, mit kaufmännischem Verkehr ein
vesteres Streben nach selbstsüchtiger Freyheit entfaltet; in Syrien's gesegneten
Ebenen gedeihen städtischer Wohlstand und Gemeinsinn; unter den Hebräern erzeu-
get sich eine religiöse Staats-Idee. Diese verschiedenartige Richtungen und Re-
gungen bestehen während der Persischen Weltherrschaft neben einander, berühren
sich kaum leise und greifen wenig oder kaum bemerkbar in einander ein.
,,Der jugendliche Lebensfrühling blühete in Griechenland auf; die aus frühe-
ren Zeiten und von anderen Völkern geerbten, oder mit den ältesten Einwanderun-
gen auf Hellas übergegangenen religiösen Naturansichten legten dem unter mild
heiterem Himmel schön gearteten und zum Vollgefühle eigenthüinlicher Kraft sich
entwickelnden Menschenstamme durch drückende Zwangsverhältnisse keine Fesseln
an; sie gestalteten sich nach dem in immer freyererbewegung fortschreitenden gesell-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Xxi
schaftlichen Zustande, zu reichen Mannigfaltigkeit im Spiele schöpferischer Phan-
tasie, zu anmuthigen Gebilden der durch Kunst veredelten Sinnlichkeit; die erhö-
hete geistige Lhätigkeit, bey aller Fülle ihrer Bestrebungen, dem Gesetze kindlicher
Einfalt nicht entfremdet, schwelgte in dem Ergreifen einer genußreichen Gegenwart.
Durch Anstrengungen, diese geliebte Gegenwart sicher zu stellen und zu vervollkomm-
nen, gewann die Vorstellung vom Staatsvereine an Liefe, Umfang und Reife, das
Rechtswesen an Ordnung. Die bald erwachende Eifersucht der ihre Selbstständig-
keit mißtrauisch bewachenden kleinen Staaten und der Anspruch, welchen die mäch-
tigeren derselben, Athen, Sparta, Lheben, auf Oberleitung der gemeinsamen Na-
tionalangclegenheiten geltend zu machen suchten, erzeugten hartnäckige feindselige
Reibungen und begünstigten das Emporkommen der Makedonischen Herrschaft,
welche in ihrer Beziehung auf Griechenland da's Gepräge der Volkstümlichkeit be-
hielt und durch ihre Verbindung mit Asien zur Weltherrschaft sich erweiterte.
,,Die Erbschaft der Weltbeherrschung ging auf Rom über, auf ein Volk,
welches, vom Bedürfniß zu Gewaltthaten gedrängt und in stetem Waffenleben zu
kriegerischer Ueberlegenheit erzogen, stack durch unerschütterlichen Glauben an den
Schutz überirdischer Machte, in Behauptung vaterländischen Waffenruhmes, in dem
stolzen Selbstgefühle, zu herrschen über Alles, was der Götter Wille in seine Hand
gegeben, den Sinn und Zweck seines Daseyns fand; in dessen Weltansicht der Ein-
zelne nur Geltung hatte und aufging im Ganzen. Dem so gefaßten, auch in in-
neren Zwistigkeiten erstrebten Gemeinwohls wird das Menschliche, wird die Eigen-
thümlichkeit der selbstständigen Entwickelung fremder Völker aufgeopfert; die Le-
bensverhältnisse erstarren zu eiserner Einheit und Vestigkeit in strenger Anordnung
der Rechtsverfassung und Staatsverwaltung; unter den mannigfaltigsten Verän-
derlichkeiten im äußerlichen Zustande behauptet sich politische Stabilität als Grund-
gesetz ; Religion, mit ihrer Allmacht Alles durchdringend, entartet zur Regierung-
anstalt. Und damit war das Fortstreben zum Höchsten in der Aeusserlichkeit des
gesellschaftlichen Lebens vollendet. Das Römerthum erlag der feindseligen Jerstö-
rungkraft unbefriedigter Selbstsucht, sobald die Einzelnen mehr für sich als für das
Ganze arbeiteten, nicht blos im Ganzen herrschen, sondern die Gesammtheit benut-
zen wollten, um zu gemessen; damit hatte die Staatsmacht die Bedingung ihres
eigenthümlichen Daseyns verlohren und schmachtete ein halbes Jahrtausend hin-
durch kränkelnd ihrer unvermeidlichen Auflösung entgegen; diese erfolgte durch
wachsend glücklichere Angriffe naturkraftiger Völkerschaften, welche von rachelusti-
gem Unwillen über beschwerliche Anmaaßungen der Weltbedränger getrieben und im
Kampfe und Verkehr mit ihnen an Kriegserfahrung und Selbstvertrauen bereichert,
die westlichen Provinzen unterwarfen und eine neue Ordnung der Dinge herbey-
führten.
,,Den von vielen Menschengeschlechtern verkannten und unbeachteten Anfang
dieser neuen Zeit bezeichnet das Christenthum, in bescheidener Einfalt hervortre-
tend, wie allesgroße und was unendliches Leben und Bildungvermögen in sich selbst
trägt. Während die Unhaltbarkeit des auf Aeusserlichkeit beschrankten Daseyns sich
dem Selbstdenker und auch der sinnlichen Erfahrung fchmerzvoll veranschaulichte, er-
schien in der alten Heimath des Glaubens an göttliche Weltregierung, unter den
sittlich entarteten, politisch tief gesunkenen Juden der göttliche Menschensohn und
verkündet die frohe Botschaft vom Reiche Gottes auf Erden, von dem Willen des
himmlischen Vaters, daß allen Menschen geholfen werde, daß Alle zur Erkenntniß
der Wahrheit gelangen sollen. Der Mensch wird aus den Banden der Abhängig-
keit vom Aeusserlichen befreyt, in das Heiligthum seines Innern eingeführt und
sich selbst wiedergegeben; die edelsten Bedürfnisse des nach Seyn ringenden Gemü-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Ortsnamen: Athen Sparta Griechenland Rom
Xxii
thes werden ausgesprochen und befriedigt; die heiligen Gerechtsame des Geistigen,
der Glaube an hie höhere Bestimmung der Menschheit, die Liebe, welche den Un-
sichtbaren und Alles umfaßt, worin er sich uns offenbaret, das Streben nach sittli-
cher Freyheit und Wahrheit werden als allgemein verbindliche Grundgesetze des
Lebens, geltend geinacht; Gegenwart und Zukunft treten in heiligende Verbindung
und fruchtbare Wechselwirkung. Durch innere Erfahrung des Gemüthes, auf deren
entscheidendes Urtheil Jesus Christus selbst (Joh. 7, 16, 17) verwiesen hatte,
wurde die Verbreitung der göttlichen Lehre gefördert; sie fand Eingang bey den
Bedrückten und Hülflosen, welche willig den Täuschungen des Irdischen entsagten,
das Wandelbare aufgaben und sehnsuchtvoll den Glauben an das Ewige ergriffen,
um Ruhe, Trost und verjüngte Lebenskraft in der Hoffnung seliger Zukunft zu ge-
winnen. Weder in Rom, der Heimath sündhafter Herkömmlichkeiten, noch im
Byzantinischen Reiche, dem traurigen Schattenbilde römischer Weltherrschaft, wel-
ches bis zu seinem lange verzögerten Falle die aus der abgestorbenen alten Welt
geretteten Bildungmittcl nach mehren Richtungen hin mittheilte und so im Sturme
einer wildbewegten Völkerschaft zu künftiger Veredelung des gesellschaftlichen Le-
bens beytrug, weder da noch dort konnte das Christenthum über sinnliche Aeusser-
lichkeit und tiefgewurzelte Selbstsucht einen vollständigen Sieg erlangen.
,,Die eigenthümliche Kraft und Herrlichkeit des Christenthums bewahrt sich
an den Germanen, welche seit dem Untergänge des weströmischen Reiches die
abendländische Welt beherrschten und gestalteten. Dieser großartige, naturkräftige,
sreye Volksstamm wurde durch das Evangelium sittlich veredelt und ertüchtigt zur
Arbeit an dem vestbegründeten, langsam geförderten, vermittelst der wachsenden
Einsicht und des in helleres Bewußtseyn übergehenden sittlichen Gefühles sich von
Innen herausbildenden Anbau des gesellschaftlichen Zustandes. Die in kindlichem
Ueberglauben veranschaulichte Macht des Unsichtbaren, des Uebersinnlichen, des
Geistigen, brach den Gewaltsinn der rohen Naturmenschen, beschränkte und milderte
das im Eroberungleben überwiegend gewordene strenge Unterordnung - System,
weckte und nährte die Ahnungen höherer Menschlichkeit und ihrer Gerechtsame, er-
weiterte und erkräftigte das Streben nach Selbstständigkeit. Der Inbegriff wirk-
samer Macht lag im Schooße der Kirche; sie übte vormundschaftliche Rechte über
die germanischen Völker aus, beschränkte die Willkühr der Gewaltigen und förderte
in dem, durch Zerstörung des Alten und durch wilden Kampf des Neuen zerrissenen
öffentlichen Leben die Annäherung zu geistiger Einheit. Die kirchlichen Beamten,
rin Alleinbesitze der Bildungmittel, haben entscheidenden Einfluß auf Pflege und
Verwaltung des Gemeinwohles, sind Geschäftsführer, Rathgeber, Lehrer und Er-
zieher; ihr Oberhaupt, der römische Bischof, erhebet sich zum Inhaber der Allein-
macht in der Germanischen Völkerwelt und jede anderweitige Gewaltäusserung ist
seinem Willen untergeordnet. Während die kirchliche Alleinherrschaft, eine, wie
auch ihre Sprache beurkundet, religiös gestaltete Fortsetzung des Römerthums, zu
fast maaßlosem Umfange erwuchs, keimte im Schooße des Germanischen Volksle-
bens der Saame christlichen Sinnes und des Strebens nach Gott wohlgefälliger
sittlicher Freyheit; Fürsten und Edle, Unterthanen und Knechte, wurden von dem
dunkeln Vorgefühle eines durch Allmacht des Glaubens erzeugten religiösen Selbst-
willens durchdrungen; das langsam reifende Bedürfniß der Selbstständigkeit be-
ginnt in den Kreuzzügcn sichtbar zu werden, in dem Entschlüsse, zu streiten für-
religiöse Ehre und Freyheit, in dem, ursprünglich nothwendigen, vereinzelt schon
lange vorhandenen Kampfe gegen den trotzigen Uebermuth der Morgenländer, welche
sich zu dem schnell und weit verbreiteten Islam bekannten. Denn dieser, vieles
aus dem Judenthum und aus alten asiatischen Ueberlieferungen in sich tragende
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Xxv
in solchem Bewußtseyn am lebendigsten und bindendsten vergegenwärtigten Pflich-
ten. Die Formen wechseln, alte kehren wieder, neue drangen sich vor, Vergäng-
lichkeit ist ihr Loos; Ein und derselbe Geist, der Geist des Evangeliums, regieret
das Leben. Das eigenthümlichste Wesen der neuen Zeit erweiset sich in Allgemein-
heit und reinerer Ausbildung der Vorstellung von der Menschheit und des Glau-
bens an die Menschheit; sie erstarkt mit dem Wachsthum der Erkenntnis« und der
Erfahrung, sie veredelt sich durch Achtung für das Uebersinnliche; geistige Wechsel-
wirkung schreitet unaufhaltbar fort; vorwaltende sittliche Innerlichkeit wird über
thierische Aeusserlichkeit den Sieg davon tragen; der Einzelne wird die Gewährung
seiner Ansprüche im Ganzen finden; der Wille wird erkraftigt werden zu freudigen
Entaufserungen und Hoffnungen. Das kindliche Vertrauen auf die beseligende
Verheißung von Annäherung des Reiches Gottes auf Erden wird Muth und Freu-
digkeit geben zur Erduldung aller Beschwerden und zum kräftigen Mitwirken, da-
mit der alles überwindende Glaube an Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit des
himmlischen Vaters ungeschwächt und lebendig vererbt werde auf künftige Ge-
schlechter."
Dieß scheint mir der Gesammteindruck der Belehrungen zu seyn, welche sich
aus ernst und liebevoll fortgesetztem Umgänge mit Geschichte ergeben; das längere
Verweilen bey dieser Betrachtung mag der Freude daran zugerechnet werden. Ver-
anschaulichen nun und verdeutlichen sich diese, aus beharrlicher Verfolgung eng ver-
ketteter Thatsachen erzeugte Ansichten dem dafür empfänglichen Gemüthe, befruch-
ten sie dasselbe mit Hoffnungen, Tröstungen, Stärkungen, so wird der Mensch an
Ruhe und Kraft, an Demuth und Selbstgefühl gewinnen. Er wird, keiner thieri-
schen Gedankenlosigkeit preisgegebcn, heraustreten aus beschränkter Selbstheit und
doch sich selbst angehören, und sein Leben in sich selbst haben; kein Gram über ver-
eitelte äussere Anschauung der verschleierten, in ihrem Allerheiligsten unzugängli-
chen Wahrheit soll ihn zu Boden drücken; die zum Bewußtseyn gesteigerte Ahnung
höherer Bestimmung und Sehnsucht nach Annäherung zu ihrem Ziele entfremdet
ihn nicht seinem, durch äussere Verhältnisse und Bedingungen gegebenen Wirkung-
kreise, sondern befreundet ihn vielmehr mit diesem und versöhnet das innere mit
dem äusseren Leben. Und so hat der Mensch Freude an sich selbst, ohne sein Da-
seyn und dessen Geltung zu überschätzen; und so wenige im Leben durch das Leben
selbst befriedigt werden mögen, so soll doch das Leben nicht zumhohn und die Erbe
nicht zum Jammerthale werden, sondern die Schönheit und Würde, die nur dem
sittlichen Glauben geoffenbarte wahre Bedeutung des Lebens soll ihre Anerkennung
finden, indem der Mensch an seiner Reinigung arbeitet und in dieser Arbeit den
höchsten Genuß fühlet. An dieser Erziehung des Menschen zu einem edlen, des Be-
wußtseyns höherer Bestimmung würdigen Daseyn haben Religion, Philosophie,
Poesie und Geschichte fast gleichen Antheil. Es würde zu weit führen und schon
jetzt mögen die Gränzen, in welchen dieser Herzens-Erguß sich halten sollte, über-
schritten worden seyn, ich könnte des Mißbrauchs der wohlwollenden Nachsicht mei-
ner Leser bezüchtigt werden, wenn eine Erörterung der wechselseitigen Verhältnisse,
welche zwischen diesen entschieden überwiegenden Bildungmitteln stattfindet, ver-
sucht werden sollte; sie alle sind Kinder Eines Geistes, in einander verschmelzend,
sich unterstützend und an sich unzertrennlich, wie der Urquell, aus dem sie entsprin-
gen. Den Geweiheten erscheinet vielleicht in der Geschichte die am meisten unter-
geordnete Aeusserung der geistigen Regsamkeit, welche hier ins Auge gefaßt wird.
Aber sie kann auch, ihrer natürlichen Beschaffenheit wegen, als die gemeinnützigste
und daher, sowie in Hinsicht auf Umfang ihres Einflusses, als die wirksamste der-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Xxvi
selben gelten; auf sie beschrankt sich die Auflösung einer Aufgabe, welche als letzter
Zweck der gegenwärtigen Darstellung zu betrachten ist.
Ungeachtet die Vorliebe für Beschäftigung mit Geschichte, nicht blos in
Deutschland, so allgemein herrscht, wie in keinem Zeitalter der neueren Jahrhun-
derte; die unglaubliche Menge der Geschichtbücher, welche jährlich hervortretcn und
zwar in schnell folgenden neuen Ausgaben, bezeuget es; dennoch weichen die Mei-
nungen über Vorbereitung und Begründung dieser Vorliebe oder über das Verfah-
ren beym Geschichtuiiterrichte in Schulen aller Art, sehr weit von einander ab;
viele Lehrer folgen einer Herkömmlichkeit, oft einem Ansehen und Machtspruche,
ohne sich über ihr Thun und Treiben befriedigende Rechenschaft ablegen zu können;
vielen wackeren Männern ist dieses Geschäft sogar eine Qual und sie gestehen sich
im Stillen, daß ihre Arbeit bey strengerer Prüfung unfruchtbar und zwecklos be-
funden werden dürfte. Dieß ist der Bestimmunggrund zu dem Versuche, in gedräng-
ter Kürze und im eigentlichsten Sinne durch einfache Andeutungen einen Weg zu
bezeichnen, auf welchem die Einführung in die Beschäftigung mit Geschichte nicht
nur für die Schuljahre, sondern für das bürgerliche Leben, hoffentlich leichter und
sicherer und, was die Hauptsache ist, mit bleibendem sittlichem Erfolge gelingen
kann; wobey vorzüglich gelehrte Unterrichtsanstalten berücksichtigt werden.
Von der Beschäftigung mit Geschichte wird ein zweyfaches Ergebniß er-
wartet. Einmal veranschaulicht sie die Vergangenheit, um die Gegenwart zu er-
klären; mit gewissenhafter Treue stellt sie die verschiedenen Arten des gesellschaft-
lichen Zustandes der Menschen in eigenthümlicher Natürlichkeit dar, damit diese
Zustande als natürlich erkannt werden können; auf gleiche Weise, wie die Beschäf-
tigung mit den Erscheinungen der uns umgebenden Natur, lehret sie das Vorhan-
dene verstehen und anerkennen. Sodann, indem der Gang verfolgt und aufgehellt
wird, welchen das Menschengeschlecht in wundersamer Mannigfaltigkeit genommen
hat, um zu dem ihm jetzt eigenthümlichen Daseyn zu gelangen, hinterlaßt sie ei-
nen sittlichen Gesammteindruck, die Frucht, an welcher die Güte des Baumes, der
sie tragt, erkannt wird; Glauben an göttliche Weltregierung und an höhere Be-
stimmung der Menschheit, Achtung für Wahrheit und Gerechtigkeit, Liebe zum Ge-
meinwesen, freudigen Willen, durch eifrige Pflichterfüllung mitzuwirken zum
Wohle und Heile des Geschlechtes, ohne die Granzen des Kreises zu überschreiten,
welche der äussere Lebensberuf bestimmt. Dieses zweyfache Ergebniß, das verstän-
dige Erkennen und das in diesem Erkennen begründete und die menschliche Weltan-
sicht erzeugende und leitende sittliche Gefühl, ist eng in sich verschlungen; beide
Bestandtheile desselben greifen in einander ein und bedingen sich wechselseitig. Das
letztere hat allgemeinere Gültigkeit und eignet sich hauptsächlich für Volks- und
Bürgerschulen, das erstere nimmt mehr die Thütigkeit der höheren Unterrichtsan-
stalten in Anspruch, ohne in sich selbst abgeschlossen seyn zu können. Weder dieses
noch jenes kann von todtem Mechanismus, von einem unverständlichen, vorn herein
zwecklosen und dem Geber wie dem Empfänger gleich beschwerlichen Spiele mit
Namen und Zahlen abhängig gemacht werden. Der Gegenstand ist zu edel, um
auch nur in den sogenannten ersten gröberen Hauptzügen durch Zwangmittel einge-
prägt und eingeübt und späterhin durch schmerzliche oder widrige Nachempsindun-
gen und Rückerinnerungen verleidet werden zu dürfen; solcher unglücklichen Hülfen
bedarf es durchaus nicht.
Der Geschichtunterricht schlicsse sich an Verwandtes an, was dem kindlichen
Gemüthe nicht fremd ist, und nehme nahe Liegendes, was der Wißbegierde zusaget,
in sich auf; so wird er bald und leicht Eingang und Heimath finden. In Volks-
und Bürgerschulen werde er mit Religionsunterricht verbunden oder an denselben
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Xxvii
airgereiht und durchweg von dem religiösen Standorte aus aufgefaßt. Die
biblische Geschichte, für deren angemessene Behandlung in unserer Zeit mit päda-
gogischer Umsicht viel Treffliches geleistet worden ist, bietet vielseitige Weranlas-
sung zu erläuternden Einschaltungen aus der Geschichte der alten Welt dar; doch
darf, wie hier Ein für allemal erinnert wird, der Reichthum des Stoffes nicht ge-
nrißbraucht, sondern er soll mit besonnener Ermäßigung beherrscht und so
benutzt werden, daß die Hauptsache nicht darunter leide; auch Veranschaulichung
der Oertlichkeit wird erfoderlich seyn und oft zu beylausigen Erklärungen über Na-
turerscheinungen hinführen. Auf kirchlichem Wege erfolge der Uebergang zur noth-
wendigen Kenntniß der Geschichte des Vaterlandes, welche wiederum zu wohlerwo-
genen angemessenen Abschweifungen in das Gebiet der neueren Geschichte berechtigt
und zu vielen anziehenden Mittheilungen über Kenntniß der Natur, der Erde und
der Völkerwelt, über gesellschaftliche Ordnung, über Gewerbfleiß Veranlassung
giebt, ohne daß die pflichtmassige Hervorhebung der Musterbilder christlicher Tugend
und bürgerlicher Rechtlichkeit dadurch beeinträchtiget werde. Immer wird ein In-
begriff der allgemeinen Geschichte des menschlichen Geschlechts, so weit sie dem
Volke frommt, in die Schuljugend übergehen; es wird ein fruchtbarer Boden berei-
tet werden, in welchem neuer Saame der Belehrung und fortbildender Erfahrung
glücklich gedeihen kann. Ueber die Steigerung und Abtheiluirg des Unterrichts in
verschiedenartigen Iugendkreisen und Schulanstalten mögen Sachverständige be-
fragt werden, welche örtliche und persönliche Grundlagen und Bedürfnisse zu wür-
digen und beachten wissen; es wird hierin immer eine große Verschiedenheit statt-
sinden und aller Erfolg hänget von Tüchtigkeit der Lehrer und von besonderer
Leitung des Unterrichts ab. Auf Mädchen-, Handwerk- und höhere Bürgerschulen
läßt sich in einzelnen Nebenbestimmungen hier keine Rücksicht nehmen; das We-
sentliche der ausgestellten Ansicht gilt auch von ihnen. Nur Kriegsschulen lassen
eine schärfere Bestimmung über Auswahl und Behandlung des Stoffes zu, welche
durch ihre nächste Absicht hinreichend bezeichnet ist.
Gehen wir-nun zu den gelehrten Schulen über. Ihnen lieget zunächst ob, die
Kenntniß der altclassischen Sprachen, die bis jetzt alle höhere Geistesbildung bedin-
gen und gegen die verderblichen Einwirkungen dialektischer Verzerrung und politisi-
render Frömmelet) verwahren, zu begründen und bis zu einiger Reife zu fördern;
dabey aber die auf wachsende Selbstthätigkeit des Geistes beruhende Gestaltung und
Bevestigung des sittlichen Charakters nicht aus dem Auge zu verlieren; überhaupt
den Jüngling mit Kenntnissen und Grundsätzen so ausgestattet zu entlassen, daß ec
durch eigene Anstrengung vermöge, selbstständig vorzuschreiten im Wissen und Wol-
len bis zur Ertüchtigung für inneres und öffentliches Leben. Für diese vielbedeu-
tende, großartige, geistige und sittliche Schulerziehung kairn und soll das Geschicht-
studium sinnvoll fruchtbar und nachhaltig Mitwirken; und das wird es, wenn keine
sondernde Trennung die Theilnahme der Geber und Empfänger erschwert oder
schwächt, sondern vielmehr Eintracht mit dem, was als Hauptgeschäft gilt, ihm
förderlich wird und durchweg lebendiger Sinn für Sittlichkeit, Wahrheit und
Schönheit seine Entwickelung und tief eingreifende Anregung findet.
In dem Kreise der Anfänger wird der, eben geschilderte Geschichtunterricht,
wie er in Volksschulen ertheilt wird, vorausgesetzt und nach demselben Maaßstabe
weiter verfolgt, oder auf gleiche Weise eingerichtet.
Auf der folgenden Stufe wird der nun als vorhanden anzunehmende Geschicht-
stoff, enger verbunden mit Erdkunde, Naturbetrachtung und mit zweckdienlichen
Erfahrungen über Kunst- und Gewerbfleiß, geordnet und, ohne Anspruch auf Voll-
ständigkeit, in zusammenhängendem Umrisse veranschaulicht. Die jetzt um der Folge
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
in das historische Studium.
«
Da der Werth der Geschichte davon abhängt, daß sie genau, treu
und vollständig ist, so werden Grund-, Vor- und Hülfkenntnisse crfodert,
ohne welche sowohl das rechte historische Arbeiten, als auch, wiewohl in
beschränkterem Sinne, die angemessene Benutzung historischer Arbeiten
nicht bestehen kann. Weil das Geschehene erst durch Bestimmung der
Zeit und des Orts zur historischen Bearbeitung geeignet wird, so gelten
Zeitrechnung und Erdkunde als Grundkenntnisse. Die Vor- und
Hülfkenntnisse beziehen sich auf Forschung, welche durch Kenntniß,
Prüfung und Benutzung der Quellen die eigenthümliche Beschaffenheit
des Geschehenen ausmitteln soll. Dieß alles wird bey historischer
Kunst vorausgesetzt.
r.
I. Zeitrechnungkunde.
Die geschichtliche Zeitrechnungkunde oder Chronologie lehrt Zeiten
messen und unterscheiden, damit Folge und Nebencinanderfeyn des Ge-
schehenen und das zur Kenntniß der Ordnung, in welcher etwas geschehen
ist, erforderliche Zeitverhältniß bestimmt werden kann. Sie beschränket
sich auf Erfahrungbegriffe von Größe oder Dauer der Zeit und von Ord-
nung oder Folge; die wissenschaftliche Begründung dieser Vorstellungen
bleibt dem Mathematiker und Astronomen, die Untersuchung des meta-
physischen Begriffes dem Philosophen überlassen. Die gesch. Zeitrech-
nungkunde lehret die Zeitmessung einzelner geschichtlich-wichtiger Völker,
mehr in Beziehung auf öffentlichen Gebrauch, als auf wissenschaftliche
Einsicht, die oft von jenem wesentlich verschieden ist, und die Regeln,
nach welchm^d^Einzelne in seiner wechselseitigen Beziehung verglichen
und in Uebereinstimmung gebracht werden kann; sie setzet die mathema-
tischen Axiomata voraus.
8.
Natürliche Zeittheile werden durch die Natur selbst bemerklich ge-
macht und von Astronomen auf wissenschaftlich scharf bestimmte Grund-
sätze zurückgeführt. Me«ymi,Äm.e. Tag wird durch Anwesenheit der
Sonne über dem Horizonte bestimmt; der natürliche Monat bezeichnet
die Zeit (astr. 29 T. 12 St. 44'. 3". 12"'.) von einem Neumonde bis
zum andern. Die sehr anschaulich sich ankündigenden vier Jahreszeiten
haben in der Natur keinen vest bestimmten Anfang; astronomisch ist der-
selbe durch dje beiden Aequinoctien und durch die beiden Solstitien vest-
gesetzt worden. Die Folge der Jahreszeiten gab die natürliche Erfahrung
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]